Anton ebnöther saas

Genau diese Geschichte wollten die Geschwister erzählen. Offenbar hat dieser erneut vom Gebaren des Vikars erfahren – Ebnöther muss sich rechtfertigen. Von Anfang an.

Frauenbesuche im Schlafzimmer

Anton Ebnöther tritt 1946 seine erste Stelle als Vikar und Chorleiter in St. Moritz an. «Der Beschuldigte ist Priester», erklärt sein Anwalt später das Vorgehen gegenüber Richtern.

Ist das der Mann, der dem sexuellen Missbrauch in der Kirche den Kampf angesagt hat? Denn dieser behauptete plötzlich, meine Mutter hätte andere Beziehungen gehabt; das Kind könne nicht von ihm sein.

Er selbst sei säkular, seine Vorfahren assimilierte ungarische Jüdinnen und Juden. Dort bin ich aufgewachsen.

Das Gespräch führte Christa Miranda.

SRF 1, Sternstunde Religion, 9.05.2024, 10:00 Uhr ;  mirc/lics

Sie sagte: «Hör auf, es tut weh!» – Er darauf: «Nicht lange.

Sie sagte immer: Das war meine grosse Liebe.

Dokumentarfilm «Unser Vater»

Box aufklappenBox zuklappen

Der Dokumentarfilm «Unser Vater» über die Geschichte der Priesterkinder von Anton «Toni» Ebnöther (Regie: Miklós Gimes) wurde von SRF koproduziert. Doch ihre Schwester Lisbeth glaubt, es seien noch mehr: «Das Dutzend wird noch voll», sagt sie Regisseur Gimes.

Er nennt vor Gericht Daten, an denen sie angeblich im Schlafzimmer des Schwagers übernachtet habe – just zu dem Zeitpunkt, als dessen Frau, Aeplis Schwester, mit ihrem neugeborenen Kind im Spital lag.


Später habe er noch mehr solche Begegnungen gewollt, doch sie habe abgelehnt. Noch kurz vor ihrem Tod habe ihre Schwester sie gefragt, ob da wirklich nichts gewesen sei, erzählt Rita Jahrzehnte später dem Filmemacher.

Mitte August 1960 müssen Rita Aepli, das inzwischen 20 Monate alte Kleinkind und der entlassene Kirchenmann nach Zürich reisen.

So erfuhr sie zufällig, wer ihr leiblicher Vater ist.

Erneute Versetzung

Nach den immer neuen Affären greift der Bischof 1954 – fünf Jahre nach Ebnöthers Ankunft in Bülach – schliesslich durch: Er versetzt den Priester zur Strafe ins Exerzitienhaus St. Franziskus in Solothurn. Oder wenn er, der Opfer der priesterlichen Unmenschlichkeiten gedenkend, in einem feierlichen Gottesdienst in der Kathedrale mit dem ganzen klerikalen Pomp aufwartet.



So begann eine Zeitreise, die mich hinaustrug in die Dörfer, die Schweiz der 50er- und 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts, der Generation unserer Eltern und Grosseltern. Immerhin redet Bischof Bonnemain im Film über den sexuellen Missbrauch und entschuldigt sich im Namen der Kirche.

In verschiedenen Schweizer Städten finden Filmvorführungen und Podien zum Film «Unser Vater» statt.

Es kommt von Herzen und möge zum Herzen gehen. Auch der Auftritt des Bischofs entbehrt nicht einer gewissen Skurrilität. Jetzt macht sie den Garten auf dem Bauernhof ihres Freundes, oder die beiden segeln auf ihrem Boot in den südasiatischen Gewässern.